Die Ankündigung der EZB, einen digitalen Euro in einer zweijährigen Phase vorzubereiten, ist beim LBBW Research nur verhalten aufgenommen worden. „Das vorgestellte Konzept der digitalen Gemeinschaftswährung entspricht weitgehend bisherigen Ankündigungen und bestätigt deshalb auch meine bisherige Skepsis“, sagt Digitalisierungsanalyst Guido Zimmermann. Die Zukunft für den Digi-Euro sieht er deshalb nicht beim privaten Verbraucher, sondern im milliardenschweren Interbanken-Handel.
In einer digitalen Welt wird auch digitales Geld immer wichtiger. Es bietet deutlich vielfältigere Einsatzmöglichkeiten als Münzen und Geldscheine. Jedoch fehlt dem digitalen Euro die im Blockchain-Zeitalter wichtige Funktion, Zahlungsbedingungen in das digitale Geld über so genannte „Smart Contracts“ direkt einzuprogrammieren. „Der Nutzen des digitalen Euro dürfte für die Verbraucher sehr überschaubar bleiben“, sagt Guido Zimmermann. „Salopp gesagt: Er ist eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.“
Die Bürger des Euroraums verfügen bereits heute über zahlreiche digitale Bezahlmöglichkeiten wie das Online-Banking, die Debitkarte oder Zahlungsapps für das Smartphone. Auch ließe sich mit dem Digi-Euro kein größeres Vermögen zentral speichern, wie es jedes Sparkonto beherrsche, zeigt Zimmermann das nächste Manko auf. Er erwartet, dass das Interesse der Bürger verhallt, sobald der digitale Euro den Reiz des Neuen verloren hat.
Ein vielversprechendes Werkzeug könnte ein digitaler Euro für den Zahlungsverkehr im Interbankenhandel sein – wenn er von der EZB zudem programmierfähig gestaltet würde, ist Zimmermann überzeugt. Ein derartiger digitaler Euro machte das von den Banken gehaltene Zentralbankgeld programmierfähig und könnte damit auf entsprechenden Plattformen („Blockchain“) eingesetzt werden. „Hier gibt es nicht unerhebliche Produktivitätspotenziale zu heben – insbesondere im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Und davon profitiert am Ende auch dem Verbraucher“, urteilt Zimmermann.
PM/ Rüdiger Schoß