Oktay Cömertler ist der Geschäftsführer der Van den Berg Abbruch GmbH, einem Fullservice-Bauunternehmen, sowie der CO ConsultingBeratung, die sich dem 1-zu-1-Coaching von kleinen und mittleren Unternehmen aus der Baubranche widmet. Besonders am Herzen liegt es ihm, Geschäftsleiter über die Möglichkeiten der Digitalisierung aufzuklären. In diesem Artikel erfahren Sie, warum die Baubranche aktuell von einer Insolvenzwelle bedroht ist, welche Gegenmaßnahmen denkbar sind und was die einzelnen Betriebe selbst tun können, um die Gefahr abzuwenden.
Im ersten Halbjahr 2023 wurden insgesamt 8.400 Unternehmensinsolvenzen in Deutschland gemeldet, das sind 16,2 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Besonders heftig traf es das verarbeitende Gewerbe mit einem Anstieg von mehr als 20 Prozent, doch auch der Handel und der Dienstleistungssektor haben mit 18,5 und 16,7 Prozent mehr Insolvenzen sichtlich mit den aktuellen Belastungen zu kämpfen. Einzig der Baubranche scheint es mit einem Anstieg der Firmeninsolvenzen um nur neun Prozent noch verhältnismäßig gut zu gehen. Doch der Schein trügt. „Seit einigen Monaten beobachten wir einen deutlichen Zuwachs an Insolvenzfällen im Baugewerbe“, warnt der Experte Oktay Cömertler.
„Dieses Phänomen wurde bereits von vielen Experten prognostiziert. Ein genauerer Blick auf die Ursachen dieser Entwicklung zeigt, dass hier mehrere Faktoren zusammenwirken“, erklärt er weiter. Als Geschäftsführer der Van den Berg Abbruch GmbH weiß er genau, mit welchen Herausforderungen Unternehmen der Branche gerade zu kämpfen haben – und als Inhaber der CO ConsultingBeratung, kennt er auch die passenden Lösungsstrategien dafür. Das macht ihn zu einem Fachmann der Branche, der ganz genau weiß, wovon er redet.
Gründe für die aktuelle Insolvenzwelle
Tatsächlich ist es nicht nur ein Grund, der momentan so viele Unternehmer in die Insolvenz treibt, sondern es sind mehrere, die auf ungünstige Weise ineinander greifen. Einer der Gründe ist die Rohstoffknappheit, von der die Baubranche ganz besonders betroffen ist. Auf vielen Baustellen herrscht deshalb seit Wochen oder gar Monaten Stillstand. Zahlungen, mit denen die Geschäftsführer gerechnet haben, bleiben aus. Infolgedessen sind die Materialkosten deutlich gestiegen – eine logische Konsequenz aus Angebot und Nachfrage.
Hohe Energiepreise, beispielsweise für Strom und Treibstoff der Arbeitsgeräte, erhöhen die Ausgaben weiter, während wirtschaftliche Schwankungen eine längerfristige und damit verlässliche Planung unmöglich machen. Der Mangel an Arbeitskräften, der annähernd alle Branchen betrifft und unnötig Ressourcen bindet, verschärft die Problematik weiter. Und als wäre all dies noch nicht herausfordernd genug, kommt noch eine hohe Zinsbelastung dazu, die auch Kredite zur vorübergehenden Entlastung unerschwinglich macht. Investoren ziehen sich deshalb zunehmend zurück und warten lieber ab, wie sich die aktuelle Situation entwickelt, bevor sie ihr Geld in Unternehmen und Projekte fließen lassen.
Möglichkeiten, um die negativen Auswirkungen abzufedern
Es gibt mehrere Ansätze, mit denen die Bedrohung der aktuellen Lage abgemildert werden kann. Einen guten Eindruck erhält man, wenn man einen Blick auf diejenigen Unternehmen der Baubranche wirft, die weniger mit den momentanen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Was machen diese Betriebe anders? Auffällig ist, dass sie alle auf Nachhaltigkeit setzen, in die Digitalisierung ihrer Betriebe investieren und sich große Mühe geben, ihre Sichtbarkeit – zum Beispiel auch in den Sozialen Medien – zu erhöhen.
Doch nicht nur die Unternehmen selbst können Maßnahmen ergreifen, um ihren Betrieb zu stärken, auch die Politik verfügt über einige hilfreiche Instrumente. Dazu gehört die Senkung der Zinsen speziell in der Baubranche, beispielsweise durch eine Reduzierung der Grunderwerbsteuer. Auch eine flexiblere Gestaltung der Kreditvergabe kann helfen, dass Bauunternehmen liquide bleiben. Eine weitere Möglichkeit sind Subventionen, beispielsweise für energetisches Bauen, oder Förderprogramme durch die KfW-Banken.
Maßnahmen, die die Betriebe selbst ergreifen können
Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Sichtbarkeit sind die Pfeiler, um ein Unternehmen stabil aufzustellen. Doch was bedeutet das konkret? Neue Technologien automatisieren viele Prozesse auf der Baustelle und steigern so die Produktivität. Bei der eigenen Webseite beginnt die Sichtbarkeit für Kunden – je nachdem, wie informativ diese gestaltet ist. Der nächste Schritt ist die Präsenz in den Sozialen Medien. Und nachhaltige Lösungen im Baugewerbe sind gefragter denn je; Betriebe, die hier nichts anbieten, werden langfristig auf der Strecke bleiben.
PM/ Oktay Cömertler