Über die üblichen Bankgebühren sind die meisten Menschen informiert: Seien es die Kontoführungsgebühren oder mögliche Abhebungskosten. Damit ist es aber in vielen Fällen noch nicht getan. „Es gibt eine Reihe von möglichen Zusatzgebühren, von denen man nichts ahnt – die werden gern im Kleingedruckten versteckt“, sagt David Tappe.
Besonders fies: Banken tricksen gern bei Altersvorsorgeprodukten – hier gibt es viel Geld zu holen. Tappe ist unabhängiger Berater für Finanzen und hat in den letzten zwei Jahren über 700 Produkte und Verträge von Banken und Versicherern geprüft. Gern erklärt er im Folgenden fünf Punkte, an denen jeder ungeahnte Zusatzkosten sofort erkennt.
Verkaufen oder beraten – Bankberater im Interessenkonflikt
Lassen Kunden sich bei der Bank zu Kapitalanlagen beraten, verdrängen sie dabei oft ein wichtiges Detail: Da die Bank selbst an den vertriebenen Produkten verdient, ist sie daran interessiert, einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Entsprechend groß ist der Druck, eigene und möglichst profitable Finanzprodukte zu verkaufen.
Diesen Druck spüren auch Bankberater im Kundengespräch. Neben dem Auftrag, dem Kunden ein passendes Angebot zu unterbreiten, sind sie der Bank gegenüber weisungsgebunden. Sie müssen Quoten erfüllen und empfehlen daher bevorzugt Produkte, die ihrem Absatzziel entgegenkommen. Um dies zu durchschauen, muss der Kunde oft gezielt nachhaken.
1. Empfehlung begründen lassen
Die erste Frage im Beratungsgespräch sollte daher immer lauten: „Warum wird mir dieses Produkt empfohlen?“ Ist der Berater vom Produkt überzeugt, kann er seine Empfehlung fundiert begründen? Andernfalls handelt es sich um ein erstes Warnzeichen, dass er nur verkaufen will, was die Bank ihm vorschreibt.
2. Rechenbeispiel für Kosten einfordern
Ein beliebter Trick, um Kunden zu locken, besteht darin, Vergünstigungen bei Vertragsabschluss anzubieten. Um spätere Kostenfallen zu vermeiden, sollte nachgehakt werden, was der Berater und die Bank am Vertragsabschluss verdienen. Ferner ist in diesem Zuge anzuraten, den Berater das Modell und seine Kostenentwicklung anhand eines Rechenbeispiels aufschlüsseln zu lassen.
3. Gezielt nach Alternativen fragen
Handelt ein Bankberater im Sinne des Kunden, wird er zuerst das Finanzprodukt anbieten, das er selbst für dessen Bedürfnisse empfehlen würde. Bietet er auf Rückfrage eine eindeutig kosteneffektivere Alternative oder zeigt er sich unwillig, Kundenanliegen zu verstehen, sollten Bankkunden skeptisch werden. Es lohnt sich daher in jedem Fall, nach weiteren Optionen zu fragen – selbst wenn das Erstangebot akzeptabel ist.
4. Möglichkeiten zur Steueroptimierung ausloten
Unter Umständen fallen auf Kapitalerträge – die mit einer Kapitalanlage erzielten Gewinne – oder deren Auszahlung zusätzliche Steuern an. Um dies zu vermeiden, sollte eine Geldanlage so optimiert sein, dass Freibeträge und andere Steuervorteile in der Auszahlungsphase bestmöglich genutzt werden. Bereits vor Abschluss eines Vertrags sollten Kunden dieses Thema ansprechen und mit dem Bankberater über Möglichkeiten zur Steueroptimierung beraten. Beachten Sie dabei jedoch unbedingt sowohl die ggf. steuerliche Förderung in der Ansparphase, als auch die Steuerlast in der Auszahlungsphase.
5. Klären, wie sich die Anlage spontan anpassen lässt
Auch die Flexibilität eines Finanzprodukts wird immer wichtiger. Darum sollte eine Kündigung nicht die einzige Option sein, um angelegtes Kapital zu befreien. Vielmehr sollten Bankkunden von vornherein darauf achten, dass die angebotene Kapitalanlage anpassbar ist und selbst bei der schlechtesten anzunehmenden Entwicklung ausreichend Ertrag abwirft, um die gesteckten Ziele zu erreichen.
Besser eine zweite Meinung einholen
Vom Fachwissen her können wohl die wenigsten mit ihrem Finanzberater mithalten – doch das müssen sie auch nicht. Stattdessen sollten sich Bankkunden auf ihre Menschenkenntnis verlassen, das Angebot genau hinterfragen und Zusicherungen des Beraters in Schriftform einfordern. Dies ist nicht nur legitim, sondern hilft dabei, den Berater aus der Reserve zu locken und verdeckte Intentionen aufzudecken.
Selbiges bietet sich bei bestehenden Finanzprodukten im Nachhinein an. Da sich der Kapitalmarkt und damit auch die angebotenen Produkte der Banken verändern, muss ein vor einigen Jahren abgeschlossener Vertrag nicht immer die beste verfügbare Option sein. Im Zweifelsfall lohnt es sich daher, Finanzprodukte bei einem Honorarberater einer finanzmathematischen Prüfung unterziehen zu lassen.
PM/ TAPPE CONSULTING AG