„Hält dieser Trend an, dürften wir schon bald einen einschneidenden Tiefpunkt in der Baukonjunktur erleben. Viele Kaufinteressierte sind durch die Lage verunsichert und wissen nicht, was sie tun sollen“, sagt Benjamin Dau. Er ist Immobilienmakler mit sieben Standorten deutschlandweit und Umgebung und beobachtet die Entwicklung auf dem Markt ganz genau. Im folgenden Artikel erklärt er die aktuellen Zahlen und was das für den Markt bedeutet.
Bauanträge liegen weit unter der Anzahl neuer Projekte
Die Bauministerin Klara Geywitz und der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck kündigen an, an einem Strang zu ziehen, um jährlich 400.000 neue Wohnungen zu realisieren. „Was dort derzeit passiert ist eine echter Offenbarungseid“, so Immobilienmakler Benjamin Dau.
Denn mit nur 261.000 Bauanträgen, die der Bundesregierung aktuell vorliegen, liegt die Anzahl neuer Projekte weit darunter. Somit setzen sich auch die alarmierenden Zahlen des Statistischen Bundesamts für das erste Halbjahr 2022 fort.
Rückgang von Baugenehmigungen setzt sich fort
Allein die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser sank im ersten Halbjahr 2022 um 17 Prozent. Desweiteren sind auch die Baugenehmigungen für neue Wohnungen erneut drastisch eingebrochen: Die Zahl sank im August um ganze 9,4 Prozent auf 28.180 Wohnungen im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Das ist nicht nur der vierte Rückgang in Folge, sondern zugleich der kräftigste seit November 2021. Von Januar bis August gaben die Behörden damit grünes Licht für den Bau von insgesamt 244.605 Wohnungen – was einem Rückgang von drei Prozent oder 7.624 Wohnungen entspricht.
Lage wird durch fehlende Kapazitäten und steigende Preise verschärft
Als weiteres Problem kommen vermehrt Stornierungen von Aufträgen hinzu. „Die sinkende Zahl der Baugenehmigungen ist ein echtes Alarmsignal“, so Dau. Neben den fehlenden Kapazitäten bei Handwerkern und Baufirmen, sind die steigenden Preise bei Baustoffen und Bauland, anziehende Bauzinsen, drohende Lieferengpässe bei Baumaterial, und nicht zuletzt die generelle Ungewissheit einer Krise die treibenden Faktoren. Hinzu kommt die Flüchtlingsproblematik, die die gesamte Situation noch verschärft.
„Vor allem bei den Sozialwohnungen und bei bezahlbaren Wohnungen gibt es in weiten Teilen Deutschlands einen erheblichen Mangel“, sagt Immobilienexperte Benjamin Dau. Dies hängt vor allem mit den derzeitigen Preisen für Eigentumswohnungen zusammen. Diese sind aufgrund des in manchen Gebieten sehr geringen Angebots besonders für Kapitalanleger überteuert, um eine vernünftige Rendite erzielen zu können.
Fachkompetenz aus der Immobilienbranche ist gefragt
Um dem entgegenzuwirken, benötigt man besonders in Ballungszentren dringend Neubauten – die von der Preisgestaltung dann auch für Kapitalanleger attraktiv sind.
In diesem Zusammenhang fordert Dau, dass die Politik die Preis- und Verordnungsfesseln löst, Förderprogramme wieder aufsetzt und sich dringend Fachkompetenz aus der Immobilienbranche holt.
PM/ Ruben Schäfer