Höherer Leitzins: EZB vollzieht endlich überfälligen Schritt

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Mit Zustimmung hat der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) reagiert. „Mit einer Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte hat die EZB einen entschlossenen Schritt im Kampf gegen die Rekordinflation gewagt“, kommentierte GVB-Präsident Gregor Scheller das Vorgehen der Notenbank am Donnerstag in München. „Damit ist die Negativzinsphase vorüber und bei allen Herausforderungen ist das ein wichtiger Beitrag zur Normalisierung der Geldpolitik.“

Die Zinsanhebung kommt zu einer Zeit großer Unsicherheiten. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs, einem ungewissen weiteren Verlauf der Corona-Pandemie, Lieferengpässen, Rezessionsängsten und infolge all dessen volatilen Wertpapiermärkten, sollten nun dringend auch der antizyklische und der sektorale Kapitalpuffer überdacht werden. Beide Entscheidungen zehren Eigenkapital der Banken auf, das eigentlich dringend zur Kreditvergabe benötigt würde, was Kredite zusätzlich verteuert. „Solche Maßnahmen passen nicht mehr in die Zeit“, sagte Scheller.

„Die derzeitige Stressphase ist in ihrer Wirkung vergleichbar mit dem Beginn der Corona-Pandemie“, mahnte Scheller. Damals wurden die Puffer abgesenkt, mit der Begründung, dass dies zur „Stressabsorption und Unterstützung der Realwirtschaft“ notwendig sei. „Derzeit erleben wir Ähnliches, weshalb eine Anhebung der Kapitalpuffer in der derzeitigen Phase kontraproduktiv ist.“

„Es wäre hilfreich gewesen, wenn die EZB auch Phasen der Erholung seit der Finanzkrise vor etwa zehn Jahren genutzt hätte, um sich Spielräume für finanzpolitische Entscheidungen zu verschaffen“, kritisierte der GVB-Präsident. Zu lange habe die EZB trotz vieler Warnungen einzig auf eine ultralockere Geldpolitik gesetzt. Die Notenbank laufe nun mit ihren Entscheidungen der Realität hinterher.

Der Genossenschaftsverband Bayern e.V. (GVB) vertritt seit mehr als 125 Jahren die Interessen bayerischer Genossenschaften. Zu seinen 1.167 Mitgliedern zählen 208 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie 959 Unternehmen aus Branchen wie Landwirtschaft, Energie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen. Sie bilden mit rund 50.000 Beschäftigten und 2,9 Millionen Anteilseignern eine der größten mittelständischen Wirtschaftsorganisationen im Freistaat (Stand: 31.12.2021).

PM/ Dr. Gerald Schneider